Clare Westmacott besuchte Klara zum ersten Mal 1948 – hier erzählt sie davon. Clare Westmacott first visited Klara in 1948 – for the English verson of her memories click here.
Mein erster Besuch in Deutschland fand 1948 statt, nicht lange vor meinem achten Geburtstag. Meine Mutter war schon vorgereist, da meine Großmutter Klara im Krankenhaus lag. Und so kam es, dass ich mit meinem Vater und meinem Bruder Nigel mit dem Auto fuhr. Als wir zu Hause aufbrachen, gaben uns unsere Nachbarn ein kleines Geschenk, ein paar Kekse und kleine Schokoriegel, mit auf den Weg. Es war offensichtlich eine große Reise, die wir antraten. Ich denke, sie sahen es als riskant an, und ich nehme an, dass es dies auch wirklich war. Europa hatte sich kaum vom Krieg erholt und Autos waren weniger verlässlich als sie es heutzutage sind.

Wir Kinder waren sehr aufgeregt. Mein Bruder war im Jahr zuvor zusammen mit meiner Mutter dortgewesen, und mit fünf Jahren dachte er, er würde schon alles kennen. Was meinen Vater betrifft, muss er wohl die bevorstehende Reise mit beträchtlicher Beklommenheit betrachtet haben.
Als wir in Hull ankamen, das von den Bombenangriffen gezeichnet war, und die Docks erreichten, war ich erstaunt, wie jedes Auto, das die Reise antrat, eins nach dem anderen in einem Netz, welches an einem Kran befestigt war, in den Laderaum des Schiffs gehoben wurde. Während wir den Humber hinabfuhren, rief ein Arbeiter vom Hafen meinem Bruder zu, er solle ihm einen Papagei mit zurückbringen!
Es hat achtzehn Stunden gedauert, die Nordsee zu überqueren und in Rotterdam anzukommen. Rotterdam war ebenfalls schwer zerbombt und es gab Anblicke, die bewiesen, wie zerstörerisch der Krieg war. Während der Überquerung machte mein Vater Bekanntschaft mit einer jungen Familie, die einen Teil der Strecke in dieselbe Richtung fahren wollte wie wir. Deshalb vereinbarten wir, zusammen zu reisen, und auch wenn man es heute kaum glauben mag: Wir mussten auf unserm Weg einmal übernachten, selbst wenn es nur 150 Meilen von der niederländischen Küste bis nach Köln waren.
Wir fanden ein Hotel und blieben über Nacht. Mein Vater und ich in einem Zimmer, die Eltern der Familie im zweiten Zimmer und deren Sohn und mein Bruder im dritten. Am folgenden Tag trennten sich unsere Wege. Wir fuhren in Richtung Aachen, wo unser Auto eine Panne hatte.
Letztendlich erreichten wir Köln, wo wir meine Mutter in einem Hotel trafen. Ich werde nie meinen ersten Eindruck von Köln vergessen. Überall erbarmungslose Zerstörung; nicht nur das, im Schutt lagen ab und an kleine Blumensträuße für die Toten, außerdem Zettel von Leuten, die versuchten, Kontakt zu Freunden und Verwandten aufzunehmen, welche während der Kriegsjahre verschwunden waren. Als wir Köln wieder verließen, fuhren in den Osten zu den Hügeln, die wir aus der Ferne sehen konnten. Bald erreichten wir unser Ziel: Den Bauernhof. Mein Bruder sprang direkt aus dem Auto und beeilte sich, auf eine Karre zu klettern, mit der zwei Männer Getreidebündel in eine Scheune brachten.

Er hatte mir schon vorher erzählt, dass er all diese Leute bereits kannte und dass ich mich von ihm leiten lassen sollte! Es war für mich ein unvergesslicher Moment. Bald war der Hof voll mit anderen Familienmitgliedern. Auf dem oberen Hof Vater Ferdinand, Mutter Anna, Tochter Kathrinchen und Sohn Ferdi, der hoch oben auf der Karre zusammen mit dem Arbeiter Bernhard stand. Auf der negativen Seite für mich war zu verbuchen, dass ich kein Wort von dem verstehen konnte, was gesagt wurde, wobei sie mir alle freundlich genug vorkamen.
Ich war kurz davor, den einzigen Großelternteil, den ich je kannte, zum ersten Mal zu treffen. Die anderen waren schon lange tot. Wie würde sie wohl sein? Es war alles sehr seltsam und fremd. Ich blieb nah bei meinem Vater, der ebenso zurückhaltend wie ich wirkte.
Auf der positiven Seite waren für mich die Tiere, vor allem die Pferde, und es dauerte nicht lange, bis ich auch dem Bauernleben beitrat und versuchte, etwas von der Sprache zu verstehen. Ehrlich gesagt war vieles von dem, was ich anfangs gelernt habe, ziemlich landwirtschaftlich geprägt! Nach Angaben eines späteren Deutschlehrers sprach ich sehr grobes Deutsch.
Meine Großmutter Klara hatte drei Zimmer auf dem oberen Hof gemietet. Sie konnte sich glücklich schätzen, da viele Geflüchtete, auch viele aus Köln, Wohnraum suchten, um ein Dach über dem Kopf zu haben. An vielen Orten lebten ganze Familien in nur einem Zimmer.
Klaras Unterbringung bestand aus Küche, Wohnzimmer und einem Schlafzimmer. Der Zugang erfolgte über die Zufahrt zum Hof und eine ziemlich heruntergekommene Terrasse.
Ich liebte die Terrasse. Man überschaute den Feldweg und es war immer was los! Wir haben hier oft gefrühstückt und im Sommer auch zu Abend gegessen. Am Ende ihrer Wohnung waren das Schlafzimmer und das Wohnzimmer, welche den oberen Hof überschauten mit seinen Schuppen, die alle die Geräte beherbergten, die man brauchte, um das Land zu bestellen, aber auch für das Sammeln und Aufbewahren der Ernte.

t zu einer meiner Freundinnen abgebrochen, bis wir fünfzig Jahre später in Rente waren. Ihre beinahe ersten Worte, nachdem wir uns wiedergetroffen hatten, lauteten: „Gehst du immer noch auf den Bauernhof?“ Die Antwort war ein begeistertes Ja! Auch 74 Jahre nach meinem ersten Besuch ist das noch immer so.

Memories
My first visit to Germany was in 1948, not long before my eighth birthday. My mother had gone ahead as my grandmother Klara was ill and in hospital.
And so it was that I travelled with my father and brother, Nigel, by car. We set off from home, and as we left the neighbours gave us small gifts, some biscuits and small bars of chocolate. It was evidently a major journey we were undertaking. I think it was seen by them as a risky venture, and I suppose it was really. Europe had still hardly recovered from the war and cars were far less reliable than they are today.

We children were very excited; my brother had been the year before with my mother and at five years old he reckoned he knew all the ropes. As for my father he must have considered the journey ahead with considerable trepidation.
When we got to Hull, itself the victim of extensive bombing, and reached the docks I was amazed to see how the cars making the journey were lifted one by one in a net hoisted by a crane which deposited them in the hold of the ship. As we sailed down the Humber, a worker on the docks called out to my brother to bring him a parrot back!
It took about eighteen hours to cross the North Sea and arrive in Rotterdam. Rotterdam had also been badly bombed and there was plenty of evidence everywhere of the destruction wrought by the war. During the crossing my father had got to know a young family who were also planning to drive part of the way in the same direction as we were. So we agreed to travel together, and believe it or not we had to have an overnight stay en route, even though it was only one hundred and fifty miles from the Dutch coast to Cologne.
We found a hotel and stayed overnight, my father and I in one room, the parents in one room and their son shared a room with my brother. The following day we went our separate ways, we towards Aachen where the car broke down.
Eventually we reached Cologne where we met my mother in a hotel there. I will never forget my first sight of Cologne. Everywhere pitiless destruction; not only that but in the rubble lay occasional little bunches of flowers, and also notices where people were searching for contact with friends and relatives long lost in the war years.
We soon left Cologne behind and headed east towards the hills we could see in the distance. Soon we reached our destination: The Farm. My brother leapt straight out of the car and rushed to climb up a wheel of a cart full of straw to where two men were offloading the corn bundles into the barn.

He had told me beforehand that he knew all these people and that I should be guided by him! It was, for me, an unforgettable moment. The yard was soon full of the other family members; on the Top Farm father Ferdinand, mother Anna, daughter Kathrinchen together with son Ferdi who was high on the cart with Bernard, a labourer. On the negative side for me was the fact that I could not understand a word they said although they seemed to be friendly enough.
I was about to meet for the first time, the only grandparent I have ever known. The others were all long dead. What would she be like? It was all very strange and alien. I stayed close by my father who seemed to be as reticent as I was feeling.
On the plus side for me were the animals, especially the horses and it was not long before I too was joining in with farming life and attempting to learn a bit of the language. It is true to say that a lot of what I learned at first was pretty agricultural in tone! According to a subsequent German teacher I spoke a very coarse form of German.
My grandmother, Klara, had rented three rooms on the Top Farm. She was very lucky because so many refugees, many from Cologne, were searching for accommodation, somewhere, anywhere, to have a roof over their heads. In many places whole families were living in one room.
Klara’s accommodation was self-contained and consisted of a kitchen, a sitting room and a bedroom. It was accessed off the lane and a rather dilapidated terrace.
I loved that terrace because it overlooked the lane and there was always something going on! We often ate breakfast there in summer as well as our evening meal. At the back of her apartment the bedroom and sitting room overlooked the farmyard and its various sheds containing all the apparatus necessary for preparing the land as well as for gathering and storing the fruits of the farmers’ efforts.

