Nur will ich frei sein, kein Sklave / If only I am free, not a slave

Die Pförtnerloge im früheren Gestapo-Hauptquartier in Köln, vor der auch Klara einmal stand, weil sie wegen eines Briefs von Lotte einbestellt wurde. Heute ist das EL-DE-Haus das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. / The doorkeeper’s office in the former secret police headquarters in Cologne, where Klara once had to report when she got a letter from Lotte. Today the EL-DE-Haus is a memorial.

23. September 1944

Über einen Monat habe ich nichts mehr eingetragen, trotzdem sich die Ereignisse überstürzen, aber alle nur Schmach und Elend, anders kann ich nichts eintragen. Männer, die den Mut zur Wahrheit endlich finden und sagen offen, dass Deutschland verloren hat, werden schmählich degradiert und wie Verbrecher aufgehangen. Trotzdem der Feind im Land schon ist, gibt es Klicken, die behaupten: Wir siegen! Und weiter geht das furchtbare Blutbad, weiter regieren die Nazis das Land.

Scharenweise siehst du Menschen vorbeiziehen, die nichts weiter taten als einmal ehrlich das Maul auf, sie büßen im KZ und wenn es die Nazis können, werden sie alle so geheimnisvoll verschwinden wie Tausende vor ihnen. Ich selbst bin von dieser Bande umgeben, im eigenen Hause regiert der braune Mob und so muss ich mich begnügen, wenn ich nicht im letzten Augenblick auch noch dabei sein soll.

Wir, meine Freunde und ich, warten verzweifelnd auf den Tag, wenn Köln frei ist von all der braunen Schmach. Harte Zeiten erwarten uns, aber alles will ich tragen, nur will ich frei sein, kein Sklave.

Walter kam eines Abends zurück, der Brite hatte sie an der Kanalküste überrascht, sie türmten durch ganz Frankreich über Metz in den Schwarzwald und er dann zu mir, musste sich in Köln wieder zur Verfügung stellen und fährt nun morgens und kommt abends zurück.

Was mag die nächste Zukunft bringen, wir, Walter und ich, gehen nicht fort, wir werden uns in den Wäldern verstecken bis alles vorüber ist. Was dann kommt. Ja, schlimmer kann es nicht sein und so warten wir was die Zukunft bringt. Etwas besorgt bin ich ja, das ganze Schloss ist gespickt voll SS-Truppen wie eben das ganze Bergische Land.

Der nächste Eintrag folgt am 24. Oktober. Alle bisherigen Einträge auf der Seite “Das Tagebuch”.

23 September 1944

I have not written anything for over a month. There is nothing to write about except pain and suffering. Men who finally find the courage to tell the truth, that Germany has lost the war are treated like criminals and hanged like criminals. In spite of the fact that the enemy is inside our borders there are still some factions who say we are winning and so the blood-bath continues, the Nazis still rule the country.

You see people passing by who did nothing but open their mouths honestly and now they are sent to concentration camps and if the Nazis can manage it they will disappear as thousands have before them. I myself have them close to me now. The brown mob rules in my house and if I am not to become one of their victims in the last minute I have to be very careful.

We, my friends and I, are waiting desperately for the day that Cologne is free from the brown filth. Hard times await us but I will endure everything if only I am free, not a slave.

Walter came home one evening. The British surprised them at the Channel coast and they fled through the whole of France to Metz and into the Black Forest and then on to here. He had to report in Cologne and has to go to Cologne every day in the morning and back in the evening.

What will the future bring? Once the action gets close we will not move from here and Walter and I will go and hide in the woods until it is all over. And then. It cannot get any worse and so we will wait and see what the future brings. One thing that does worry me is that the castle is now full of SS units as is the whole of the Bergische Land.

Next entry on October 24. For all entries up to the current date see “The Diary”.

Clare’s Memories – Clares Erinnerungen

Clare Westmacott hat ihre Großmutter auf dem Hof im Bergischen Land zum ersten Mal 1948 besucht – und danach immer wieder. Sie hat ihre Erinnerungen daran aufgeschrieben, an die Menschen und die Pferde, an Sprünge ins Heu und in dampfenden Kuhmist, an die Tränen, wenn sie und ihr Bruder Nigel nach den Ferien Abschied nehmen mussten. All das ist auf der Seite Clare’s Memories zu lesen.

Clare Westmacott visited her grandmother on the farm outside Cologne for the first time in 1948 – and many times in the years to come. She has written down her memories of people and horses, of jumps into hay and steaming cow dung, and of tears when she and her brother had to go home after the holidays. You can read it all on the page Clare’s Memories.