Es ist ein Buch! / It’s a Book!

Clare Westmacott mit dem ersten Probedruck von Klaras Tagebuch, das im Herbst als Buch erscheint, in einer deutschen und in einer englischen Ausgabe. / Clare Westmacott with a first print of Klara’s diary which will be published as a book in fall, in an English and a German version.

Viele Menschen, die Klaras Tagbuch hier im Blog folgen oder bei einer von Clare Westmacotts Lesungen waren, haben gefragt, ob es auch als Buch erhältlich ist. Jetzt steht fest: Ja, es erscheint im Herbst im Frauenzimmer Verlag , mit vielen Bildern und Clare Westmacotts Einleitung und ihren Erinnerungen. Wer schon vorbestellen möchte – das Buch kostet 15,90 Euro – kann das gerne per Mail tun: blog(at)klara-lotte-clare.net – bitte mit der Angabe, ob die deutsche oder englische Version gewünscht ist. Übrigens sind auch Audiobücher in beiden Sprachen in Arbeit.

Many people who follow Klara’s diary here on the blog or have attended one of Clare Westmacott’s readings have asked whether it would also be available as a book. Now we can say: Yes, it will be published in fall by Frauenzimmer Verlag , with many pictures and with Clare Westmacott’s introductions and her memories. In case you would like to pre-order it for 15,90 Euro please do so by sending us an e-mail: blog(at)klara-lotte-clare.net – and please let us know whether you would like to have the English or the German version. By the way – we are also working on audio books in both languages.

Ein herrlicher Karpfen, wie ich noch nie einen hatte / A wonderful carp like I had never had one before

Karpfenteich im Bergischen Land / Carp pond in the hill area east of Cologne

3. März 1944

Ja, nun ist Walter wieder fort. Er musste schon 24 Stunden früher fort, um zeitig die deutsche Grenze zu überschreiten. Die Zeit flog und so brachte ich ihn zum Zug und um bei seiner Abfahrt wieder allein zu sein. Vieles haben wir uns erzählt. Röbi schrieb auch und wir freuten uns sehr, ja, ihr lebtet immer zwischen uns. Ausschließlich wurde von euch erzählt. Wir haben dann Röbi lange Briefe und Karten geschrieben. Frau Jansen hatte auch ihren Mann mitgebracht, der schon wegen Beinverwundung vom Heer entlassen war. Es war ganz schön, noch mal zusammen zu sein, aber was gebe ich allen zu essen?

Aber unsere Soldaten wussten Rat, da sie ja an Selbstversorgung gewöhnt waren. Um das Schloss herum läuft ein großer Teich voller Fische. Das sahen die beiden Helden und schon lief ihnen das Kinnwasser zusammen. Also, sie wollten Fische. Ich riet ihnen dringend ab. Aber bald waren sie verschwunden. Da, nach einer Stunde taucht Walter auf, in meinem Zimmer, und ich frage schon höhnisch: Na, wo habt ihr denn die vielen Fische fürs Abendessen?

Viele Fische, nein Mutter, aber einen haben wir, du musst schon deine Ledertasche geben, dass es nicht auffällt. Es ist ein Karpfen von mindestens 10 Pfund. Wir haben ihn mit einer Mistgabel gespießt und nun haben wir ihn. Ich bekam einen Todesschrecken. Wenn das die Schlossbesitzer gesehen haben. O Gott! Also, ich gab die Tasche und bald waren die Fischräuber mit ihrer Beute da. Ein herrlicher Karpfen, wie ich noch nie einen hatte. Er war keine 10 Pfund, nein, er war 18 Pfund schwer.

Wir waren zum Glück den Nachmittag allein und nun ging ein Schlachten und Kochen los. Und nun die Butter. Wir haben die Butter im voraus für die nächste Woche schon geholt und gefressen. Der Tisch wurde feierlich gedeckt und dann haben wir noch die Baronesse I. geholt, die auch sehr guten Appetit entwickelte und dann wurde gefressen. Der Riesenfisch  und los.

Leider konnte ich nur wenig essen, ich war schon satt vom Kochen, aber die 3 Kannibalen, nein beide unsere Fischräuber haben gefressen bis sie sich nicht mehr bewegen konnten und bis alles auf war. Sie waren nachher unpässlich. Ich glaube, die waren im Krieg zum ersten Male satt geworden. Walter konnte nachher vor Überfressenheit nicht schlafen. Die Sache ist dann doch gut abgelaufen. Unsere Helden hatten vorsichtig und mit Überlegung gestohlen.

Ja, und dann kam der Abschied und er war schwer und danach ging auch schon der Krieg mit all seiner Grausamkeit wieder los.

Der nächste Eintrag folgt am 10. April. Alle bisherigen Einträge auf der Seite “Das Tagebuch”.

3 March 1944

Walter has gone again. He had to leave twenty four hours early to be sure to cross the German border in time. The time with him flew and having brought him to the train I am now alone once again. We talked and talked. Röbi has written as well and we were happy and the two of you were with us all the time. We wrote long letters and cards to Röbi. Whilst Walter was home Frau Jansens brought her husband to see us. He had been discharged because of a leg injury. It was good to see them but what on earth was I going to give them to eat?

But our soldiers know how to look after themselves, they are used to it. There is a moat around the castle full of fish. Our two heroes saw this and already their mouths were watering. They wanted fish. I tried to dissuade them but soon they had disappeared. An hour later Walter surfaced in my room. “Well,” I said snidely, “Where are the many fish you caught for our dinner?”

“Not many fish, mother, but we caught one and we need your leather bag to carry it in so no one knows what we have done. It is a carp of at least ten pounds in weight. We caught it with a pitch fork and now we have got it.” I was terrified. Imagine the owners of the castle had seen it. Oh God! Anyway I gave him the bag and soon the fish robbers were there with their booty. It was a wonderful carp like I had never had one before, not ten but eighteen pounds in weight.

Fortunately we were alone that afternoon and soon we began preparing and cooking the fish. For butter we used the butter we had got for the whole of the next week. We decorated the table nicely and we called the Baroness I. who has a good appetite and we sat to eat the giant fish.

Unfortunately I could not eat a lot. I was nearly full from cooking it. But the cannibals, including our two fish robbers ate until they could not move and everything had gone. They felt uncomfortable. I think it was the first time they had been full since the war began. Walter could not sleep for over eating. And so the story had a happy ending. Our heroes had stolen with care and consideration!!

Then it was time for Walter to leave and it was very hard and the war went on with all its cruelty.

Next entry on April 10.For all entries up to the current date see “The Diary”.

Alles Menschliche hat aufgehört / Humanitarian behaviour no longer exists

Köln nach einem Angriff. Aquarell von Robert Seuffert sen. / Cologne after an attack. Water colour by Robert Seuffert sen.

29. Februar 1944

Und nun ist Walters Urlaub bald wieder vorüber und er geht wieder. Was mag dann alles kommen. Er sieht auch sehr schwarz. Dieser Tage war ich in Köln und sehr kurz nach Mittag wieder zurück. Walter war in Engelskirchen geblieben und ich wollte so schnell wie möglich wieder bei ihm sein und kam auch gut zurück.

Der nächste Zug wurde furchtbar zugerichtet. Es war Großalarm, der Zug fuhr von Kalk nach Heumar und musste durch die Flak durch, da – was ist das! Da kommt ein Flugzeug rasch auf den Zug geschossen, beschießt ihn und trifft die Lokomotive, den Postwagen, die vorderen Wagen, es ist furchtbar. Gleich 8 Tote und viele Schwerverletzte, die dann auch in den nächsten Tagen starben. Die Situation war furchtbar, die Menschen rasten zu dem nahen Wäldchen, um dort Schutz zu suchen. Das ist nun Krieg. Alles Menschliche hat aufgehört. Hüben wie drüben.

Der nächste Eintrag folgt am 3. März. Alle bisherigen Einträge auf der Seite “Das Tagebuch”.

29 February 1944

Walter’s leave is nearly over and he will have to go again. God knows what is going to happen. He is very pessimistic. I went to Cologne recently, returning in the afternoon, and Walter stayed in Engelskirchen and I wanted to be with him as soon as I could and made my way back.

The next train was terribly damaged in an air raid. The train was travelling from Kalk towards Heumar and went through the flak and then – what is this! An aeroplane attacked the train, diving low. It hit the engine, the mail car, the first wagons, it was horrible. Eight people died immediately and there are many others badly injured who died during the next days. Those who could took refuge in the woods. That is war. Humanitarian behaviour no longer exists, not here, not there.

Next entry on March 3. For all entries up to the current date see “The Diary”.

Clare’s Memories – Clares Erinnerungen

Clare Westmacott hat ihre Großmutter auf dem Hof im Bergischen Land zum ersten Mal 1948 besucht – und danach immer wieder. Sie hat ihre Erinnerungen daran aufgeschrieben, an die Menschen und die Pferde, an Sprünge ins Heu und in dampfenden Kuhmist, an die Tränen, wenn sie und ihr Bruder Nigel nach den Ferien Abschied nehmen mussten. All das ist auf der Seite Clare’s Memories zu lesen.

Clare Westmacott visited her grandmother on the farm outside Cologne for the first time in 1948 – and many times in the years to come. She has written down her memories of people and horses, of jumps into hay and steaming cow dung, and of tears when she and her brother had to go home after the holidays. You can read it all on the page Clare’s Memories.